Genau erklärt: IP Schutzklassen

Genau erklärt: IP Schutzklassen

IEC-Normen sind nicht immer leicht zu verstehen - Wir erklären, was IP Schutzklassen sind und warum diese so wichtig für Mensch und Elektrogeräte sind

Ziemlich jeder hat sie schon mal wahrgenommen - Viele Fragen sich vielleicht was es damit auf sich hat. Die IP-Schutzklasse auf Elektrogeräten und Gehäusen. Was es damit auf sich hat, erklären wir leicht und nachvollziehbar anhand praktischer Beispiele.

IP Schutzart - Zwei Zahlen zum Schutz von Gerät und Mensch

Die IP-Schutzart (Ingress Protection) ist eine internationale Klassifizierung welche gemäß IEC 60529 festgelegt ist und den Schutzgrad von Geräten und Gehäusen elektrischer Betriebsmittel mit einer Nennspannung von maximal 72,5 kV gegen das Eindringen von festen Fremdkörpern und Wasser definiert. Die IP-Kodierung dient zur Beurteilung der Eignung von Geräten für bestimmte Umgebungsbedingungen. So lautet jedenfalls die fachliche Definition. Für den Laien ist das jedoch weitaus weniger Verständlich, weshalb wir uns in diesem Blogbeitrag mal etwas genauer damit auseinandersetzen und alles mit leicht verständlichen Beispielen erklären.

Eine IEC Norm (Norm der Internationalen Elektrotechnischen Kommission) ist eine internationale gültige Norm, welche durch die einzelnen Bestimmungsländer übernommen, oder in verschärfter Form angewendet werden kann. Bei der IEC 60529 wurde diese für den EU-Raum in die EN (Europäische Norm) 60529 übernommen. Sinn und Zweck ist es, sowohl für den Hersteller, als auch dem Verbraucher klar erkennbar zu machen, wie wirksam der Schutz gegen Berührungen, das Eindringen von Fremdkörpern bestimmter Größe, zu denen auch Staub zählt oder von Wasser ist.

Was bedeuten die IP-Schutzklassen

Die IP-Schutzart gibt an, wie gut ein elektrisches Gerät gegen das Eindringen von fremden festen Stoffen (wie Staub) sowie Wasser geschützt ist. Dazu gibt es ganz klare Kennzahlen. Die richtige Wahl der IP-Schutzart ist entscheidend für die eigene Sicherheit und die Langlebigkeit elektrischer Geräte, aber auch zum Schutz des Menschen bei der Verwendung des Geräts. Jeder Akku-Schrauber, jeder Durchlauferhitzer - ja selbst jede Abzweigdose zur Verkabelung verfügt über eine entsprechende Einstufung und das ist auch wichtig – besonders bei der Nutzung industriellen Anwendungen, in Feuchträumen oder im Außenbereich. Für viele Anwendungen - nehmen wir mal als konkretes Beispiel die Beleuchtung – wie bei unseren LED-Einbauspots für Terrasse, Bad oder Garten, ist eine Schutzklasse IP65 oder IP67 besonders empfehlenswert, da diese eine zuverlässige Schutzwirkung bieten. Es gibt jedoch auch sehr viele Einsatzbereiche, in denen geringere Schutzklassen durchaus ausreichend sind, daher ist die Umgebungssituation, in der die Beleuchtung installiert werden soll im Vorfeld genauer zu betrachten.

Für Einbauspots im Treppenhaus ist in der Regel die Schutzart IP44 oder höher empfehlenswert, da hier Schutz gegen allseitiges Spritzwasser und feste Fremdkörper größer 1 mm gewährleistet ist. Das ist deshalb sinnvoll, da Treppenhäuser oft Zugluft, Feuchtigkeit und Staub ausgesetzt sind. Ist das Treppenhaus hingegen unbeheizt oder besonders feucht, wie es häufig bei Mehrfamilienhäusern mit offenen Bereichen zutreffend ist, kann auch die Schutzklasse IP54 oder höher ratsam sein. Bei Außen- oder Kellertreppen sollte man ohnehin eine für den Außenbereich geeignete Schutzklasse IP65 in Betracht ziehen.

Für den Einsatz von Einbauspots im Wohnzimmer reicht in der Regel die Schutzart IP20 vollkommen aus. Diese bietet Schutz gegen Berührung mit Fingern und ist für trockene Innenräume ideal, wo kein Kontakt mit Feuchtigkeit oder Staub zu erwarten ist. Sind die Spots jedoch in der Nähe von Pflanzenbewässerung, großen Fensterflächen (mit möglicher Kondenswasserbildung) oder bei offener Bauweise zur Küche geplant, könnte IP44 eine sicherere Wahl sein. Zwei einfach Beispiele, die aufzeigen, dass selbst bei gleicher Raumart ganz unterschiedliche Schutzklassen notwendig sein können. Grundsätzlich gilt: Je trockener und geschützter der Raum, desto niedriger darf die IP-Schutzklasse sein. Im Gegensatz zu einer zu geringen Schutzklasse schadet aber grundsätzlich nie, eine Klasse mit höherer Schutzwirkung zu wählen, als es die Umgebungssituation erfordert.

Die IP-Schutzart besteht es zwei aufeinanderfolgenden Ziffern. Die erste Kennziffer, welche von 0 bis 6 reicht, gibt Aufschluss über die Schutzwirkung gegen feste Fremdkörper und Berührung. Je höher diese Zahl ist, umso geringer ist die Gefahr eines elektrischen Schlags durch Kontakt mit Spannungsführenden Bauteilen des elektrischen Geräts, sowie der Gefahr eines Kurzschlusses durch Eindringen von Fremdkörpern. Die Zweite Kennziffer reicht von 0 bis 9. Diese steht für den Schutz gegen Wasser. Je höher die Zahl, desto besser ist das Gerät gegen Eindringen von Wasser und Feuchtigkeit geschützt.

BEISPIEL: IP65 = Staubdicht + Schutz gegen Strahlwasser aus allen Richtungen.

Erste Kennziffer - Schutz gegen Berührung und Fremdkörper

  • 0 Kein Schutz
  • 1 Schutz gegen feste Fremdkörper größer als 50 mm (z.B. Handrücken)
  • 2 Schutz gegen Fremdkörper größer als 12,5 mm (z.B. Finger)
  • 3 Schutz gegen Fremdkörper größer als 2,5 mm (z.B. Werkzeug)
  • 4 Schutz gegen Fremdkörper größer als 1,0 mm (z.B. Draht)
  • 5 Schutz gegen Staub in schädigender Menge (staubgeschützt)
  • 6 Vollständiger Schutz gegen Staubeintritt (staubdicht)

Zweite Kennziffer - Schutz gegen Wasser und Feuchtigkeit

  • 0 Kein Schutz
  • 1 Schutz gegen senkrecht fallendes Tropfwasser
  • 2 Schutz gegen fallendes Tropfwasser bei Gehäuseneigung bis 15°
  • 3 Schutz gegen Sprühwasser bis 60° zur Senkrechten
  • 4 Schutz gegen allseitiges Spritzwasser (z.B. Regen)
  • 5 Schutz gegen Strahlwasser aus beliebigem Winkel (z.B. Gartenschlauch)
  • 6 Schutz gegen starkes Strahlwasser oder kurzzeitiges Fluten (z.B. Hochdruckreiniger)
  • 7 Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen (30min in bis zu 1m Tiefe)
  • 8 Schutz gegen dauerhaftes Untertauchen (Wassertiefe meist nach Herstellerangabe)
  • 9 (K) Schutz gegen Wasser bei Hochdruck-/Dampfstrahlreinigung (nach DIN EN 60529 für industrielles Umfeld)

HINWEIS: Es ist üblich, dass die einzelnen Komponenten einer Beleuchtung unterschiedliche Schutzklassen aufweisen. Während Einbau-Spots für den Außenbereich oft widrigeren Witterungsbedingungen ausgesetzt sind, wird das zugehörige Trafo üblicherweise im geschützten Bereich montiert und so vor Wasser und Fremdkörpereinwirkung besser geschützt. Zu beachten ist dabei auch, dass die Verkabelung an die entsprechende Nutzungssituation angepasst werden muss, was nicht bei allen Systemen und Herstellern gewährleistet ist. Bei unseren OUTDOOR-Mini-Spots entsprechen daher auch die Anschlussleitungen der Schutzklasse IP65 und verfügen über gedichtete Schraubverbindungen.

Wir hoffen, dass die Erklärung der Schutzklassen ausführlich und nachvollziehbar waren. Sollten noch Fragen offenbleiben, könnt Ihr uns gerne eine E-Mail schreiben. Außerdem freuen wir uns immer gerne über Feedback, denn wir Ihr euch denken könnt, ist so ein Text jede Menge Arbeit, muss ordentlich in Fachartikeln recherchiert werden und auch das Durchforsten von DIN Normen ist eine trockene mühselige Aufgabe, ohne die es aber nicht geht, wenn man Fachchinesisch in eine verständliche Sprache übersetzen will.

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Euer Sascha von S-Polytec

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Kategorie Kunststoffplatten